PRESSE

13.07.2015

Living Memory sammelt auf wemakeit

Die Vorarbeiten für das vom Schlossverein Zwingen initiierte Kunstprojekt Living Memory sind in der Zwischenzeit so weit vorangekommen, dass ab August die geplanten Kunstprojekte, teilweise in der Papierfabrik Zwingen, sowie auf dem angrenzenden Areal, installiert werden können. Mit Living Memory verbunden ist der Gedanken des Schlossvereins Zwingen, sich mit der ehemaligen Papierfabrik Zwingen intensiv auseinander zu setzen und sich in würdigem Rahmen von ihr zu verabschieden.

Unterstützt wird der Schlossverein Zwingen, der das Projekt auch zu seinem 40jährigen Bestehen realisiert, von der Hochschule für Gestaltung und Kunst HGK Basel FHNW, der Gemeinde Zwingen sowie der Sekundarschule Zwingen und dem Gymnasium Laufen. Zur Realisierung der Kunstprojekte wurden Künstlerinnen und Künstler im Rahmen einer Ausschreibung eingeladen. Sie alle befassen sich mit dem Areal der „Papiri“, deren ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Geschichte sowie den mit der „Papiri“ verbundenen Emotionen.

Als bleibendes Kunstwerk wird das Buch „Living Memory“ entstehen, das bei der Finissage vom 18. September erstmals erhältlich sein wird. Gestaltet wird es von Studenten der HGK Basel. Zu dessen Finanzierung wird jetzt auf www.wemakeit.ch 30‘000 Franken gesammelt. Kleine wie grosse Beträge helfen das einmalige Buch zu finanzieren, das als Teil des vom 28. August bis 18. September dauernden Kunstprojektes entsteht, nach deren Ende als bleibende Ausstellung an die „Papiri“ und den Abschied von ihr erinnern wird. Der direkte Link lautet: https://wemakeit.com/projects/living-memory

OK Living Memory

21.10.2014

Wie bewahrt man eine Papierfabrik vor dem Vergessen?

Mit dem Projekt «Living Memory» startet der Schlossverein einen Künstlerwettbewerb und lädt Künstler ein, die Fabrikhalle zu besichtigen. von Andreas Hirsbrunner, Foto: Kenneth Nars
Basellandschaftliche Zeitung

Das Projekt «Living Memory» zur Papierfabrik Zwingen hat Exklusivitätsanspruch: Es ist ein zumindest regionales Novum, dass Künstler dazu aufgerufen werden, die Erinnerungen an ein Unternehmen mit ihren Mitteln wachzuhalten. Wobei anzufügen ist, dass es sich bei der vor zehn Jahren stillgelegten Papierfabrik Zwingen nicht um ein Allerweltsunternehmen handelt, sondern um eines, das mit seinen in den besten Zeiten rund 300 Mitarbeitenden das Laufental über Jahrzehnte prägte.
Derzeit ist die Papierfabrik immer noch im Nachlassverfahren, wobei es nicht mehr allzu lange dauern dürfte, bis die zahlreichen Gebäulichkeiten auf dem insgesamt 120 000 Quadratmeter grossen Gelände dem Erdboden gleichgemacht werden: Ein neuer Bebauungsplan mit Gewerbe- und Wohnbauten liegt vor, der entsprechende Teilzonenplan wurde von der Baselbieter Regierung genehmigt. Nachlassliquidator Hansjörg Rettenmund leitet «in den nächsten Wochen die Verkaufsaktivitäten ein». Das Prozedere daure bis zu einem halben Jahr. Somit ist es eigentlich fünf vor zwölf, um die Stimmung auf dem Firmengelände von sprossenden Büschen über bröckelnde Gebäudefassaden bis hin zu riesigen Fabrikhallen, deren Innenleben herausgerissen und in die halbe Welt verhökert wurde, die aber immer noch den Hauch von Wichtigkeit verströmen, einzufangen.

60 Künstler besichtigen Fabrik
Genau hier setzt der Schlossverein Zwingen mit «Living Memory» an: Er lud mittels Inseraten auf gestern Künstler ein, das Fabrikareal zu besichtigen, zu fotografieren oder zu filmen. Bis Ende November sollen sie dann Projektskizzen abgeben, wie sie sich mit der Vergangenheit der Papierfabrik auseinandersetzen respektive Zukunftsvisionen entwickeln wollen. Dazu der Schlossverein im Projektbeschrieb: «Das Ziel des Projektes ‹Living Memory Papierfabrik Zwingen› wäre erreicht, wenn es gelingt, einen dokumentarischen Blick auf das Areal zu richten, der die aktuellen Veränderungen festhält und ästhetische Ideen in eine mögliche künftige Nutzung einbringt.»

Nun, es kamen gestern 60 Künstler aus so verschiedenen Bereichen wie Malerei, Grafik, Installation oder Performance aus der halben Schweiz. Und ein ob des Grossaufmarschs sichtlich erfreuter Schlossvereins-Präsident Markus Jermann sagte bei der Begrüssung: «Unser Projekt ist Teil der Vergangenheitsbewältigung, denn wir sind der Meinung, die Geschichte der Papierfabrik muss aufgearbeitet werden.» Die Künstler, teils mit Kindern und Hund, schwirrten übers Firmengelände aus, machten Notizen, Skizzen und Bilder und löcherten Jermann oder alt Fabrikdirektor Hermann Fabri mit Fragen. Die visuelle Gestalterin Franziska Michel aus Basel etwa meinte: «Ich habe bereits mit einem jurassischen Maler Ideen gesammelt, was wir machen könnten. Jetzt lassen wir uns von den Räumen sowie den menschlichen und maschinellen Spuren darin überraschen und recherchieren.» Und mit einem Blick nach vorne ergänzt sie, dass sie auch interessiere, was die Entwicklung in Zeiten von knappen Ressourcen, an Bedeutung verlierendem Zeitungspapier und Neuen Medien sein könnte.
Ob Michel auch zu jenen 15 Projektverfassern gehört, die von einer Jury unter Leitung der FHNW-Dozentin Barbara van der Meulen auserkoren werden, wird sich Ende Jahr weisen. Sie können dann ihre Werke – eingebettet in ein Dorffest – im nächsten August ausstellen. Doch bis dahin ist für den federführenden Schlossverein, der «Living Memory» zum 40. Geburtstag lanciert, noch ein steiniger Weg: Er muss 160'000 Franken zusammenbringen.

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