Schloss Zwingen

Das Schloss Zwingen ist eine eindrückliche, einmalige Wasserburg, die auf den Felsbänken von zwei natürlichen Birsinseln errichtet wurde. Der Kernbau entstand 1248 und war früher über Zugbrücken erreichbar. Nach neueren Vermutungen war die Vorburg möglicherweise als Burgstädtchen vorgesehen.

Die Drei Brücken

Drei Brücken bilden noch heute die Verbindung der beiden Inseln mit der Umwelt. Am Ramsteinerturm gegen die Dorfseite war ehemals ein gedeckter Übergang mit Zugbrücke. Die heutige Steinbrücke wurde 1766 erstellt. Im Westen diente die Fallbrücke gegen Laufen hin als Verbindung. Auch dort ist die ursprüngliche Holzkonstruktion durch einen Steinbau ersetzt worden. Dagegen ist die Holzbrücke aus dem Jahre 1472 zwischen den beiden Inseln stehen geblieben. Sie ist die einzige noch bestehende Holzbrücke im Birstal. Die währschafte Zimmermannsarbeit mit den guten Proportionen ist eine Besichtigung wert. Sie wurde im Jahre 2001 renoviert.

Der Bergfried

Auf der kleinen Mittelinsel befindet sich der runde Bergfried mit dem rekonstruierten Kegeldach, dem Hexenturm. Er ist auf drei Seiten vom Palas umbaut.

Ursprünglich war dieser Kernbau (Bergfried/Palas) durch einen Wassergraben abgetrennt. Der Graben wurde nach der französischen Revolution mit dem Schutt der abgerissenen Tortürme aufgefüllt. Der gegenwärtige Eingang zum Palas ist erst angelegt worden, nachdem der Graben zugeschüttet war. Über dem Eingang ist eine ursprüngliche Cheminéeplatte mit der Jahrzahl 1744 eingelassen. Sie trägt das Wappen des Bischofs Joseph Wilhelm Rinck von Baldenstein.

Die Schlossanlage

Der frühere Zugang führte durch einen gewölbten Gang über den Graben ins obere Geschoss. Der Palas umfasst drei Stockwerke. Die Mauern sind im Erdgeschoss sehr stark, die Räume teilweise überwölbt. Die Grundrisse geben ein übersichtliches Bild der damaligen Einteilung.

Aus geschichtlichen Darlegungen ergibt sich, dass sie zu einem guten Teil nicht ursprünglich ist, sondern wiederholt verändert wurde, insbesondere noch nach der Mitte des 19. Jahrhunderts. Nicht ursprünglich ist die Befensterung. Die einst schmalen Fenster wurden später erweitert. Nur das Erdgeschoss enthält noch alle Fensternischen.

Nur ein Raum in der Nordostecke liegt erheblich tiefer. 17 hölzerne Stufen führen hinauf. Eine einzige hoch gelegene Scharte spendet Luft und Licht. Der Raum war durch nicht weniger als drei Türen abschliessbar.

Beim Eingangsportal zum Erdgeschoss diente ein Spitzbogentor, dessen Schlussstein mit einer Kopfplastik geschmückt war, eines von den seltenen Beispielen romanischen Bauornamentik an Profanbauten in diesem Gebiet. Dieses Portal zeigt uns auch das damalige Gehniveau im Burghof, es liegt 1.7 m tiefer als das heutige Erdgeschoss im Schloss.

Wehrmässig ist die ganze Schlossanlage so gut angelegt, dass es im Verlaufe der 800-jährigen Geschichte nie zu einer Eroberung kam.

Heute wird der Palas für verschiedene Zwecke benutzt. Im Erdgeschoss wurden in den letzten Jahren verschiedene Arbeiten durchgeführt. So wurden bis auf den Raum in der Nordostecke alle Räume renoviert oder umgenutzt. Die Rauracherstube wird für Privat- und Vereinsanlässe rege benutzt. Die ehemalige alte Küche dient der Zwingener Rebzunft als Weinkeller und das ehemalige Verlies ist öffentlich zugänglich. Das Dach und die Fassade wurden im Jahre 1994 total renoviert und sind heute mit der Sonnenuhr, dem Wappen über dem Eingang sowie den angedeuteten Verzierungen wieder prächtig anzusehen.

Die Kapelle

Auf der Südseite des Schlosses Zwingen, nahe der Birs in der Richtung Nord-Süd und innerhalb der Tore und Ringmauern, steht die dem heiligen Oswald geweihte Kapelle. Der heutige Bau stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und besteht aus Schiff und Chor. Darüber lag eine Wohnung für den Kaplan. Vermutlich wurde sie mit dem Schloss erbaut. Die Kaplanei war eine Stiftung der Herren von Ramstein, die in mehreren benachbarten Dörfern Zinsgüter spendeten.

Schon im Jahre 1359 erhält die Kapelle einen von 18 Bischöfen in Avignon unterzeichneten Ablassbrief. Nach diesem wurde den Besuchern und Wohltätern ein Ablass von 40 Tagen gewährt, welchen der Bischof von Basel noch 40 hinzufügte.

Im Verlaufe der Jahrhunderte wurde die Kapelle mehrmals erneuert. Die Kosten hierfür übernahm der Bischof von Basel. Nach den Urkunden war die Kaplanei nur für das Schloss bestimmt. Es ist auch nicht anzunehmen, dass die Öffentlichkeit zum Gottesdienst Zutritt hatte, besonders nicht während den unruhigen Zeiten, als die Bevölkerung in verschiedenen Aufständen ihre feindselige Haltung gegen Bischof und Landvogt zeigte.

Bis anhin bezahlte der Bischof den Sigristen, aber vom Jahre 1784 an übernahm die Gemeinde Zwingen die Besoldung des Sakristans und es ist anzunehmen, dass von da an die Kapelle der Bevölkerung zum Gottesdienst zur Verfügung stand.

Bis zum Jahre 1906 wurde in der Kapelle Gottesdienst gehalten. In diesem Jahr weihte die Gemeinde eine eigene Pfarrkirche im Zentrum des Dorfes ein. Kapelle und Patron St. Oswald wurden aufgegeben, die gesamten Beweglichkeiten, die der Gemeinde Zwingen gehörten, ausgeräumt und die einstige Kultusstätte aufgehoben. Die Kapelle diente nachher anderen Zwecken.

1974 wurde der Schlossverein gegründet. Die Holzstoff- und Papierfabrik Zwingen AG, damalige Besitzerin der Kapelle, überliess dem Verein das ehemalige Gotteshaus zur Nutzung, und dieser unterzog die Kapelle 1975 einer Innenrestaurierung. Im Jahre 2004 wurde diese Kapelle an die Wärmeversorgung der Gesamtanlage angeschlossen.

Die Innenräume stehen für kulturelle Zwecke und für Vereinsanlässe der Öffentlichkeit für ein bescheidenes Entgelt zur Verfügung.

Seit über 100 Jahren war der Glockenstuhl der Kapelle verwaist. Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Schlossvereins Zwingen stifteten grosszügige Spenderinnen und Spender zwei neue Glocken. Diese wurden von der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau gegossen und anlässlich der Jubiläumsfeier am 1. August 1999 feierlich eingeweiht.

Das Wirtschaftsgebäude

Den meisten Platz der grösseren Insel beansprucht das ehemalige Wirtschaftsgebäude (heutiger Verwaltungsbau). Im vorigen Jahrhundert wurde das Gebäude von einem grossen Hof umschlossen, in dessen Mitte der heute verschwundene Brunnen stand.

Das 17 Meter lange rechteckige Gebäude mit Satteldach wurde 1561 als Kornhaus erbaut. In der Mitte diente eine 1758 eingerichtete Wohnung den fürstlichen Dienern. Westlich war der Schafstall und östlich der Pferdestall untergebracht. Darüber befand sich der Speicher.

In der Nordfront war in jedem Stockwerk eine grosse Anzahl unregelmässig angelegter grösserer und kleinerer Fenster eingebaut. Die Südfassade wurde architektonisch scheinbar besser behandelt. Viele der ursprünglichen Fenster und Türen sind vermauert oder vergrössert, neue ausgebrochen worden. Im zweiten Stockwerk war eine Reihe dreiteiliger Fenster einfach gegliedert. Das Dach auf der Südseite sprang weit über den Hof hinaus und hatte noch eine vom oberen Stockwerk überdeckte zugängliche Holzgalerie. Von der Südwestecke des Ökonomiegebäudes zog sich südwärts die fast 1.50 Meter dicke Ringmauer, woran sich früher die Schäferei anlehnte.

Nachdem 1913 die Holzstoff- und Papierfabrik das Schlossareal gekauft hatte, wurde das ehemalige Ökonomiegebäude bis auf die Grundmauern abgebrochen und auf die Bedürfnisse eines Industriebetriebes radikal erneuert.

Von einem guten halben Dutzend Ökonomiegebäuden steht heute nur noch die 1609 - 1610 errichtete Scheune in der Südwestecke der Schlossanlage, angebaut an die Ringmauer. Sie ist in ihrer ursprünglichen Grösse, Form und Lage noch erhalten.

Das Bemerkenswerteste an diesem Gebäude ist die Westfassade, wo eben diese Wehrmauer auf einer Felskante steht. Sie besteht im unteren Teil - etwa bis zur halben Höhe - aus Lagen flacher Steine, dann folgt Mauerwerk aus grossen und zuoberst aus kleinen Bruchsteinen Auf die fast 1.50 Meter dicke Ringmauer ist innerhalb der unregelmässig abgetreppten Zinnen der Giebel der Scheune aufgesetzt. Die Mauer ist gegenwärtig fast ohne Verputz, das verschiedene Mauerwerk daher deutlich zu erkennen.

Die Nordfassade ist im Laufe der Jahrhunderte mehrfach abgeändert und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst worden (Toreinbauten). Der offene, auf Pfosten stehende Schopf, als südöstlicher Abschluss der Scheune, ist völlig verschwunden und durch einen unbedeutenden Festbau (Garage) ersetzt worden. Die Scheune wird heute von der Gemeinde als Gemeindemagazin genutzt.

Der Lindengarten

Bevor wir uns vom Dorf her über die steinerne Brücke zum Ramsteinerturm begeben, stehen wir auf dem Eichliplatz mit den zwei frisch gepflanzten Linden.

Wenn wir durch das rundbogige Tor des Ramsteinerturmes schreiten, gelangen wir auf die erste Insel. Hier befinden sich auf beiden Seiten des Schlossweges Gärten, die früher als Gemüsegärten angelegt wurden. Der rechte Teil ist durch eine hohe Bruchsteinmauer abgetrennt und durch ein Holztor zugänglich. Untersuchen wir diese Bruchsteinmauer etwas genauer, erblicken wir eine faszinierende Pflanzengemeinschaft mit Flechten, Moosen, Streifenfarnen, Schöllkraut, Glockenblumen, Aubretien usw. Wie genügsam müssen wohl diese charakteristischen Mauerpflanzen sein, um in dieser dem Süden zugewandten Seite überleben zu können. Hinter dieser Mauer befand sich im 18. Jahrhundert ein grosser Gemüsegarten mit dem bekannten Wegkreuz. Die Mitte zierte ein Springbrunnen. Heute erhebt sich in diesem Gartenteil eine stolze Rotbuche. Wenn die Blätter in der Abendsonne leuchten, kommt die Schönheit dieses Baumes voll zur Geltung. Der Garten wird für verschiedene Veranstaltungen genutzt.

Eine überdachte Holzbrücke aus dem Jahre 1688 führt uns weiter auf die zweite Insel. Auf der rechten Seite gelangen wir zur Hauptburg mit Turm und Wohnbau. Früher war die Hauptburg vom übrigen Teil der Insel durch einen 7 Meter breiten Wassergraben getrennt. Zwei Kastanienbäume zieren den Eingang zur Hauptburg.

Auf der linken Seite, neben der St. Oswald-Kapelle, wurden zum 75-jährigen Bestehen der Papierfabrik vier Linden gepflanzt. Ein in diesem Gartenteil aufgestellter Gedenkstein erinnert uns an den bekannten Zwingner Kunstmaler August Cueni (1883 - 1966). Der grösste Teil dieser Insel bestand früher aus einem grossen Hof, in dessen Mitte ein Brunnen stand.